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Kriegsgefahr Ukraine gegen Russland – Wer heizt die Situation an?

Das generelle Narrativ „unserer Politiker und Mainstream Medien“ ist arme kleine Ukraine und böser Putin und Russland – wir müssen immer drohen „um den Frieden zu erhalten“. Ob es nun die zweite Linie der US-Politik ist – Biden war moderater und musste auf allgemeinen Druck seine Erklärung als Missverständnis dementieren und genau das Gegenteil feststellen, alles um wieder auf die Linie der Neocons der USA zu kommen. Und „unsere Politiker“? Die Grünen militant militärisch, die SPD differenzierter und die FDP – kaum in Erscheinung getreten – die Wirtschaftsnähe verbietet zu krasse Äußerungen und tut somit gut – auch für den Frieden in Europa.

Doch wie kam es soweit? US-Offizielle verbreiteten anonym die Russen planen eine False-Flag Operation in der Donezk-Zone – oder wenn man will Republik Donezk, die dann den Vorwand zum Einmarsch der Russen in des von der Ukraine seit Jahren abtrünnige Gebiet dienen sollte. Nun das heißt, Truppen in ukrainischer Uniform würden eine Position der abtrünnigen Zone, unter Bruch des Waffenstillstandes angreifen, dies sei dann nach Zurückschlagen der Russen der Vorwand zu deren Einmarsch.

Nun, die Russen können dabei nur verlieren – wenn die False Flag Operation von der Ukraine und deren großen Bruder USA ausginge. Greifen die Ukrainer an, dann sind das „verkleidete Russen“ – zumindest bis der Rauch sich verzieht – und alle Maßnahmen dagegen sind dann Teil der Operation. Also, unterstützen die Russen die pro-russischen Truppen rücken sie in die von der Ukraine beanspruchten Gebiete ein –haben die Russen ebenfalls verloren! Eine Zwickmühle, die die militärischen Angriffe der Ukraine so, oder so bevorteilt – und wenn die Russen eingreifen führt dies zur Eskalation der Situation im Interesse der Ukraine und der USA.

Dabei sollten zwei Punkte nicht vergessen werden – der Großmeister der False Flag Operationen sind die USA, und wie kam es zu der bestehenden Spannungssituation?

Die USA haben eine sehr lange Geschichte der False Flag Operationen, die vom Amerikanisch-Spanischen Krieg – Maine Explosion im Hafen von Habana 1898 – als Vorwand für den Krieg gegen Spanien galt – und den USA die Kontrolle über die Philippinen, Kuba und andere Gebiete sicherte, oder gegen Mexiko – dem Tampico-Zwischenfall 1914, oder den Sturz der demokratisch gewählten iranischen Regierung Mossadegh 1953 – Operation Ajax der CIA, der Sturz der Regierung Arbenz in Guatemala 1954, und wenn man so will der Irak-Krieg 2003, der ja „wegen der irakischen Massenvernichtungswaffen“ geführt wurde. Das sind einige wenige Beispiele – die Reihe ist wesentlich länger – Tonkin Zwischenfall, der US-Invasionvon Grenada, das erste 9/11 - Putsch in Chile 1973 etc. Also ist den USA eher eine „False False Flag Operation“ zuzutrauen als den Russen eine False Flag Operation.

Es ist unumstritten, dass sich die russischen Truppen auf russischem Gebiet befinden, doch US-amerikanisches und britisches Militär haben in den letzten Monaten wiederholt in der russischen militärischen Kontrollzone – mit Schiffen und Flugzeugen - operiert, bewusst die Russen provozierend, da sie in die von Russland ausgewiesenen Zonen der Luft- und Seeüberwachung1 eingedrungen sind, als auch in Grenznähe größere multinationale Manöver der Ukraine und von NATO-Staaten durchführten, wozu auch US-Kriegsschiffe in das Schwarze Meer verlegt wurden. Es kann also eigentlich nicht verwundern, dass Russland Truppen in Gebieten konzentriert, die aus dessen Sicht bedroht sind, falls die „Manövertruppen“ gegen russische Gebiete oder Interessen vorgehen.

Welcher Vorwurf trifft auf die Russen zu? – Natürlich die Besetzung der Krim, im Gegensatz zu internationalem Recht. Doch dies hat auch eine Vorgeschichte – denn unumstritten ist, die Einwohner der Krim waren und sind überwiegend russischsprachig – Ukrainisch ist deren erste Fremdsprache, was übrigens auch für die Regionen Lugansk und Donezk zum Zeitpunkt der Sezession galt und noch so ist. Dies ist von Bedeutung, da die erste Aktion der post-Maidan-Bewegung das Verbot aller russischsprachigen Medien war, ein generelles Verbot der russischen Sprache in der Ukraine lag als Gesetzentwurf in der Rada – dem ukrainischen Parlament – dann schon gesäubert, die pro-russischen Parlamentarier wurden am Zutritt gehindert und verfolgt – vor. Dieser Gesetzentwurf wurde 5 Minuten vor der Abstimmung auf starken westlichen Druck nicht zur Abstimmung gestellt und verschwand in der Versenkung. Doch Russisch – bis dahin ebenfalls offizielle Amtssprache - wurde gestrichen und wird heute nicht mehr als Amtssprache geführt2.

Somit war ein im östlichen Teil der Ukraine lebenden Bevölkerung von einem auf den anderen Tag de facto als Bürger zweiter Klasse gebrandmarkt, sie wurden darüber hinaus vom damaligen „Rechten Sektor“ – einer faschistoiden Vereinigung von Rechtsextremen, welche auch anfänglich den Generalstaatsanwalt stellte, drangsaliert, vertrieben und ermordet – man gedenke der Toten aus Odessa vom 2. Mai 2014, wo Angehörige des „Rechten Sektors“ bisher ungestraft 48 Menschen ermordeten und über 200 verletzten.

Sie wurden in das Gewerkschaftshaus getrieben, dieses in Brand gesteckt und auf Menschen die daraus fliehen wollten wurde geschossen. In diesem Fall und bei der Aufklärung wer die Scharfschützen auf dem Maidan waren, sogar das deutsche Fernsehen hat starke Zweifel an der ukrainischen Regierungsversion, könnte doch Frau Baerbock mal ihre ach so guten Beziehungen zur ukrainischen Regierung spielen lassen – Tatort und Täter sind ja in der Ukraine. Doch ich glaube die Transatlantiker haben eher Interesse diese Fälle totzuschweigen als für deren Untersuchung zu votieren, die US-Operationen könnten sonst zu sehr in das Interesse der Öffentlichkeit rücken. Die USA haben nach eigenen Angaben viele Milliarden in den anti-russischen Machtwechsel investiert.
Unter diesen Gesichtspunkten scheint es nur verständlich, dass die Gebiete mit mehrheitlich russischsprachiger Bevölkerung eher für die Sezession optierten als für einen Verbleib in der Ukraine. Eine Parallele zwischen der Krim und Kosovo erscheint mir dabei durchaus angebracht, wobei die westliche Position im Kosovo doch diametral eine andere ist! Dort wurde die Sezession als Mehrheitsvotum der Bevölkerung anerkannt, und da es im Interesse des Westens lag, wurde es als Grundlage der Schaffung der „Republik Kosovo“ genutzt.

Jetzt auch noch Nord Stream 2 zu torpedieren kommt sicher nicht den Bürgern Europas und Deutschlands entgegen, die Energiepreise sind zurzeit extrem hoch – und die Kriegsdrohungen der NATO und des Westens tun ihren Teil dies zu zementieren. Doch den US-Interessen entspricht dies voll – kann die USA doch so ihr Fracking-Gas zu hohen Preisen verkaufen. Deutschen Interessen entspricht dies auf keinen Fall.

Doch trotz intensivster Medienschelte für Russland ist die deutsche Bevölkerung mehrheitlich für eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland, für eine konstruktivere deutsche Außenpolitik.
Dies wies eine Blitzumfrage von Civey letzte Woche nach, die kalten Krieger wird es nicht erfreut haben.

Erwartungen Russlandpolitik

Dass sich diese Meinung tendenziell auch im Militär abzeichnet bewiesen die Äußerungen des Marinechef Kay-Achim Schönbach in Indien. Die Veröffentlichung eines entsprechenden Videos, einer gezielten Indiskretion bei den sonst „so transparenten Waffenexport-Werbeaktionen der deutschen Kriegsmarine“ sorgte für den „Sturm der Entrüstung“ bei den kalten Kriegern, die sofort den Kopf des Vizeadmirals forderten und von der neuen deutschen Regierung auch sofort bekamen. Er hatte seine Meinung gesagt – wenn auch etwas anti-chinesisch angehaucht – aber auf die Lage zwischen der Ukraine und Russland sicher richtig analysiert. Die „Asche aufs Haupt“-Begründungen und die Selbstverleugnung seiner Position sind eher als das typische politische Theater zu verstehen, als dass sie inhaltlich zutreffend erscheinen.

Die neue deutsche Regierung hat mit ihrer Wahl der Außenministerin Baerbock ein Zeichen gesetzt – den Grünen geht es um Anti-Russland-Politik, nicht um Außenpolitik. Wenn es um letztere ginge, dann hätte Robert Habeck diesen Posten als gedienter Außenpolitiker verdient und nicht die Scharfmacherin Baerbock, die ja durch ihre verschiedenen Färbungen ihres Lebenslaufes in der Wahlvorbereitung ihre „Kreativität“ in der Darstellung von Fakten belegt hat. Aber vielleicht haben die USA sie gerade dafür zur Außenministerin küren lassen!

Es wird eine deeskalierende Politik benötigt, die europäische Interessen vertritt – und keine Kriegshetze. Die Situation kommt nur der US- und NATO-Geopolitik und der US-Fracking-Industrie recht - nicht Europa.

Ob die derzeitige deutsche Außenministerin dies liefern kann steht zu bezweifeln?

 

Siehe auch:

Wer bedroht wen? oder Täuschen mit wahren Zahlen

Time magazine: Russland warnt seit Jahrzehnten vor der Ukraine. Der Westen hätte zuhören sollen
 

1 Eine gute Erklärung dieser Zusammenhänge der Kontrollzonen am Beispiel der Probleme zwischen China und Taiwan finden Sie hier
2 Analoge Prozesse liefen auch in den baltischen Republiken und in Moldawien in den 90er Jahren ab, im Extremfall wurde die russischstämmige Bevölkerung von einem Moment zum anderen zu Ausländern in ihrem Geburtsland, somit von fast allen Bürgerrechten ausgeschlossen – damals gab es keine Proteste des Westens.


 


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